1001 Dahlie und kein Ende in Sicht
Im Moment nütze ich die Zeit, solange die Dahlien in Blüte stehen.
Es ist ja nicht sicher, wie lange sie noch ihre Pracht zur Schau stellen dürfen. Ende Oktober, hat es geheißen, werden sie geschnitten und die Knollen ausgegraben.
Aber ich hoffe doch sehr, dass noch kein Ende in Sicht ist.
Wobei es in den letzten Tagen gar nicht so leicht war, dass die sonnigen Momente gleichzeitig mit der freien Zeit
zusammentrafen.
Selbst wenn sie eine Herbstblume ist, schwingt sie noch in den satten Farben des Sommers und spielt mit Licht und Schatten, wo ich mir wünschen würde, es gelänge auch mir in dieser Perfektion und Leichtigkeit.
Obwohl mir der Schatten mittlerweile ein Freund geworden ist, nicht nur durch die Fotografie, die ja vom Tanz zwischen diesen Elementen lebt.
Auch in mir kann ich mich ihm nähern und ihn seine Geschichten erzählen lassen.
Schließlich ist er ein Teil von mir und ohne ihn bin ich nicht ganz.
Wir gehen mit Riesenschritten dem Verwelken da draußen zu. Noch ein paar schöne Tage und das Laub fällt.
Noch ein paar Sonnenstrahlen und die letzten Früchte füllen sich mit Süße.
Aber die Welt draußen kümmert sich einen Deut darum, um das Verwelken und so.
Alles läuft auf Hochtouren, alles rennt irgendwohin, wo keiner mehr weiß, wohin. Verrückt ist alles geworden.
Und da stehe ich im Dahliengarten inmitten dieser Pracht, und eine ältere Dame meint süffisant: für fünf Euro hätte er (der Gärtner), die Wiese trocken machen können.
Ja klar, der Tau, und 13.000 qm trocknen für fünf Euro Eintritt.
Da war ich dann echt mal fassungslos.
So wünsche ich dieser Dame und der Welt, dass es gelingt, das Herz soweit zu öffnen und den Geist zu leeren, um die Schönheit wahrnehmen zu können, wenigstens für einen Moment.
Und ich wünsche mir, dass es gelingt, mit dem Verwelken eins zu werden.
Die verstaubten Gedanken loslassen, die sich nur im Alten wälzen, die Konzepte und Vorstellungen, wie etwas zu sein oder auszusehen hat, über Bord werfen. Sich von Ideologien und Meinungen verabschieden, sind nur Konstrukte im Kopf.
Leer machen, denn der Abschied braucht Raum.
Und Vertrauen haben, dass nichts vergeht, was im Herzen gereift ist und all das bleibt, was in der Liebe ist.