BEVOR DAS LEBENSFEUER
WIEDER LODERT
Irgendwie ist doch immer wieder mal Zeit,
inne zu halten und zu spüren, wo stehe ich, wie geht es mir,
lebe ich immer noch mit alten Zöpfen, oder habe ich die Haare geöffnet, damit sie in das Spiel des Wandels eintauchen können.
Gelingt es mir, die abgestorbenen Teile zu kompostieren, damit neue fruchtbare Erde daraus wird?
Gerade in den Übergangszeiten, wo sich Türen schließen und andere aufgehen, sitzen wir an der Quelle der Reflexion.
Zu Ende des Februar ist es gut, nochmals einen Streifzug durch die alten Hallen zu machen. Zu erkennen, dass Vieles seinen Lebenszweck erfüllt hat, sich verabschieden darf, eingerollt und oft zerknirscht den Platz räumt
Hier ist die Schnittstelle zwischen Alt und Neu für mich, nicht zum Jahreswechsel, aber jetzt, wo die Frühlingsgerüche schon die Nase kitzeln, der Schnee aber noch auf den Bergen liegt, die Sonne schon viel von ihrer Kraft zeigt, die Morgen aber noch winterkalt sind.
Jetzt beginnt auch das Tauwetter der Seele, wo plötzlich föhniger Wind die verstaubten Ecken leerfegt und Bilder in das Herz bläst, die von Weite und Freiheit erzählen.
Welche Seelenschätze konnte ich sammeln, welche haben sich in der Zeit veredelt und welche dürfen als welkes Laub zu Boden fallen - jetzt ist Zeit zu unterscheiden und zu erkennen.
Februar ist reinigen, an erster Stelle im Geist, im Herzen, dann im März darf der Körper folgen.
Ich spüre, dass die Zeit des Fastens noch nicht ganz da ist, aber schon ein wenig die Türe aufmacht
Zaghaft zeigen sich frische Blättchen, nicht nur unter der Erde bereitet sich alles Leben vor, es dringt schon ein wenig an die Oberfläche.
Heller wird es auch, nicht nur am Morgen und am Abend, es scheint, dass das Licht nun wieder durch die Ritzen dringt, alles durchleuchtet, noch ein wenig transparent und trotzdem schon handfest.
Unsichtbare Fäden webt der März in uns ein, vielleicht wartet er genauso sehnsüchtig auf seinen Auftritt wie wir.
Und doch ist das Abwarten, das Aushalten können die Qualität, die uns am Ende die Kraft schenkt für das Jahr, das nun gestaltet und gelebt werden will, in dem die Kinder geboren werden, mit denen wir über den Winter schwanger gegangen sind, in dem jedes einzelne Blatt sich entfaltet Schritt für Schritt.
Es ist immer der Tanz der Dunkelheit und des Lichts, der uns manchmal den Atem verschlägt, der uns knetet und formt, der uns geschmeidig und biegsam bleiben lässt, der uns in den Boden stampft und uns in unvorstellbare Höhen katapultiert und der uns immer lehrt, dass das eine ohne das andere nicht lebt.