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Sonntag, 5. Februar 2017




AUF DER SUCHE
NACH DER SPUR

Hört sich vielleicht etwas seltsam an, doch gestern war ein Tag der vielfältigen Stimmungen. 
Am Mittag habe ich meine Jüngste nach Lindau gefahren und habe einen speziellen Platz gesucht, an dem ich von oben auf den Bodensee schauen kann.

Hier ist ein besonderer Ort, der ganze See offen, die Berge als Hüter und milde Hügel für die sanften Stimmungen.
Ich stelle mir vor, hier an einem lauen Maitag das Summen der Bienen zu hören, den Duft der Blumen zu riechen und Blumenkränze flechtende Kinder zu bestaunen.




Föhnstimmung, als ich wieder zu Hause ankam.

Nun ist der Föhn ein trügerischer Geselle, er bringt laue Luft, er klärt den Himmel, er versucht uns weiszumachen, dass der Frühling schon etwas die Fenster öffnet. Und er fühlt sich immer wie Aufbruch, wie überschäumende Lebenslust an.






Seinen Täuschungen wollte ich auf die Spur gehen, denn wir schreiben den 4. Februar und es ist noch richtig Winter.

Doch schon eine kurze Weile später hat er dem eisigen Nordwind Platz und sich selbst aus dem Staub gemacht.

Von einer Minute auf die andere stellt er mich in eine andere Welt, als ob es nichts selbstverständlicheres gäbe, als einfach mal die Perspektive zu wechseln.







Der Waldrand hinter unserem Haus zeigte mir, wo es noch langgeht. Nichts von neuem Leben, das alte Laub bedeckt den nackten Boden, die letzten Blätter, die die Herbstwinde nicht von den Bäumen jagen konnten, hängen noch an den dürren Ästen und können sich selbst keine Bedeutung mehr schenken. Sie sind alt und bereit, dem Neuen einmal Nährboden zu sein, das scheint nun ihre Bestimmung zu sein.





Und dann stehen sie da, die Wächter, die Hüter, die Bewahrer. Sie stehen da, unantastbar und unfassbar in ihrer Kraft und Stärke und ich wünsche mir, erahnen zu dürfen, wie es wäre, ein Teil davon zu sein.

Gehe nicht über die Schwelle, bevor Du nicht bereit bist und Dein Herz rein und klar und Dein Geist demütig genug ist. So empfand ich die vom Wind gebaute Grenze.






Pilze überleben immer, selbst den extremen Frost. Zäh, ausdauernd, alles durchdringend, raumgreifend, archaisch, weltumspannend - welche geniale Schöpfung






Angesichts dieser zauberhaften Formen, der weichen Farben, der zarten Strukturen frage ich mich, warum denn überall schon Frühlingsbunt in den Läden Einzug hält.

Es reicht doch, einfach mal die Sinne zu schärfen und auf Spurensuche zu gehen.

Aber klar, die Gesellschaft hat sich an all das Laute, das Bunte, das Schrille so angepasst, dass die Sinne grobmotorisch geworden  und die Zwischentöne nicht mehr erfahrbar sind.







Und dann ist da noch das Leere, das nicht mehr aushaltbar ist im Taumel durch die unfassbare Fülle an Reizen, die die Tage und selbst die Nächte überflutet.

Ein Mensch unserer Zeit nimmt in zwei Monaten so viel Informationen auf wie ein Mensch im 18. Jahrhundert innerhalb eines Lebens. Ist das krass.






Nun, ich war - und das erklärt meinen Posttitel - auf der Spur nach den Frühlingsanzeichen, so wie der launige Föhn es mir verlockend zugeraunt hat. Finden sich schon Knospen an den Bäumen, wächst schon  frisches Gras, sind alle abgestorbenen Teile schon entsorgt. Ist es schon Zeit, in die Welt hinaus zu fliegen mit wehenden Fahnen und Wind im Rücken.

Ich habe die Leere gefunden. Die Stille, das Atem anhalten, die stoische Ruhe, das Farblose und die Botschaft, den Samen noch ihre Zeit zu lassen.








6 Kommentare:

  1. Was für ein wunderbare Post und herrliche Bilder! danke, daß Du uns auf dieses Spazeirgang und auch auf Deinen Gedankengang mitgenommen hast!
    Hab einen wunderbaren Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥

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    1. Danke Dir liebe Claudia. Gerne nehme ich Euch mit.

      Allerliebste Grüße
      Veronika

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  2. Ohhh, ist das ein schöner Post - Veronika, ich fürchte nur, manche finden ihn nicht, da die zwei Zaubergedichte folgten. Dieser Post ist so besonders für mich, das mit dem Reiz-Input-Vergleich ist ja echt ein Ding - zeigt wieder einmal auf, wie krank diese Zeit geworden ist. Als überhitzen wir nicht nur unseren Planeten, sondern auch unseren Geist. Burn out die neue Zeitkrankheit, passend, ne?.
    Und da kommt Dein Post - als Geschenk. Die Baumbilder tun mir so gut. Unser nächster "Wald" ist der Stadtpark, nur ein Hundeklo ist der, und irgendwie ist er böse, er hat eine kaputte Ausstrahlung. Hinter dem Haus den Waldrand zu haben mit diesen Bäumen, das wäre mir der höchste Luxus.
    Und das Hin und Her des Februar, oh, es ist so wichtig, und Du zeigst es ja. Denn die Berge sind nicht nur Hüter, nein, die sind noch weiß. Wenn nicht der Frost immer wieder käme, der Tapfere, und sich für uns den Popo ansengen lassen würde in seinem Kampf mit der Sonne, dann würde die weiße Pracht auf einmal abschmelzen und dann gäbe es eine Katastrophe...
    Deine Bilder haben mich tief berührt - wie schön Du es hast, wie archaisch, wie sehr ich mich mit Dir freue. Danke für all dies, einen ganz lieben Drücker, Deine Méa

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    1. Liebste Méa,

      alles hat seine Entsprechung. Wenn wir uns überhitzen, tut es das im Außen auch. Ich hoffe, dass der Burnout sich schneller heilen lässt als es im Außen zum Kollaps kommt.

      Oh ja das ist Luxus. Es ist zwar nur Waldrand, weil es gleich steil nach unten ins Bachbett geht - gut 100 Meter. Aber trotzdem, da oben zu stehen und übers Tal sehen zu können, das ist wie auf der Burg im Königreich. Und das schöne, der Wald gehört mir, yeahhhh, da kommen nur ganz selten mal Fremde hin. Klar, sind wir königlicher Abstammung, nur haben wir diesmal vergessen, unseren Hofstaat mitzunehmen, hihihiihi.

      Tja Schneeschmelze kann echt mal intensiv werden, wenn im Frühjahr vieles auf einmal kommt. Dann ist der See schlagartig hoch. Aber als Ausgleich ist er im Moment so tief wie selten. Die Natur macht immer Ausgleich, immer.

      Ja irgendwie habe ich es schon ein wenig archaisch, das Wahrnehmen dieser Energie ist die Herausforderung, weil rundum doch die Ausstrahlung eine ganz andere ist.

      Ich nehm Dich einfach wieder mal mit, gell. Im Frühjahr geht es dann hinunter zum Bach, da ist auch so gut wie niemand unterwegs, weil der Aufstieg ins Nirgendwo führt. Da gibt es dann Bärlauch.

      Bis dann, ich drück Dich
      Veronika

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  3. Sehr poetische Worte hast du gefunden.
    Leere und Stille haben sich für mich im letzten Jahr
    als wohltuend, fast heilend erwiesen. Inzwischen schätze ich sie sehr.
    Liebe Grüße Petra

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    1. Danke liebe Petra.

      Ich denke, dass das fast die wichtigste Quelle für Heilung ist.

      Liebe Grüße
      Veronika

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