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Dienstag, 3. Dezember 2019



Im Wandeln





Schon lange keinen Post mehr geschrieben, mein Header ist noch ein Bild vom Frühjahr (ändere ich jetzt gleich), die Reise in die Bretagne ist meilenweit entfernt und das Jahr hat seine letzten Schuhe angezogen.

Mein Mottowort für 2019 war sturmfrei, das war es in der Tat auch über die meiste Zeit hinweg, dafür hat sich noch eines dazu gesellt - im wandeln.






Tatsächlich ist fast kein Stein mehr auf dem anderen geblieben, zumindest, was unser Haus betrifft. Das haben wir komplett verwandelt und der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen.

Ich sage nur, aus einem großen Haus mach mal schnell drei Wohnungen und eine Praxis.


Es gibt noch keine vorher/nachher Fotos, denn bis zur Fertigstellung ist noch ein weiter Weg.

Es war und ist immer noch ein Gewaltakt, der aber bewältigbar ist, wenn wir nicht dauernd schon das große ganze Bild betrachten wollen, sondern einen Fuß vor den anderen setzen, einen Schritt nach dem anderen machen, schön in der Reihenfolge, so wie geplant.



Es sind nicht nur die materiellen Dinge, die sich verändert haben und es noch immer tun, es fächert sich auch ein halbes Leben auf, die vielen Jahre, die ich im Haus verbracht habe, zuerst allein, dann mit der Familie zusammen.

Vieles kommt aus der Versenkung ans Tageslicht, Zeiten, die schwer waren, Menschen, die nicht mehr mit uns das Leben teilen, Erinnerungen, die im Alltag verblassen und trotzdem immer noch heller strahlen als die Sonne, wenn ich sie her hole.

Wenn ich das Haus nicht einfach als Haus sehe, sondern auch als Wesenheit, das uns eine Heimat geschenkt hat, uns Raum gegeben hat, uns weiter zu entwickeln, Kindern den Weg in ihr Leben zu bereiten, und sich nun mit uns wandelt in ein neues Zuhause, dann weiß ich, es lebt mit und für uns.



Es sind große Schritte, die wir als Familie gehen, neue Wege tun sich auf, neue Konstellationen bilden sich und es schenkt mir persönlich, wenn dann mal auch unsere Wohnung bezugsfertig ist, eine große Freiheit.


Welche Wege sich dann für mich öffnen, kann ich entspannt auf mich zukommen lassen, ich versuche, in der Gelassenheit zu bleiben, dass ich nicht mehr suchen muss, sondern gefunden werde.


Finden darf ich mich wieder neu, der Raum, den ich gestaltet habe, gibt es so nicht mehr und nun ist es an der Zeit, mich in der Gestaltung so auszudrücken, wie ich im Wandel der Jahre geworden bin.

Heißt auch, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wer ich denn jetzt wirklich bin, was mir jetzt wichtig ist und was ich lassen kann. Welche Dinge nehme ich mit, welche bleiben bei den Kindern und welche haben ihre Zeit bei mir beendet.
Ich fühle ein großes Bedürfnis, mein neu zu bestellendes Feld, mit dem zu füllen, was authentisch ist, ehrlich und bodenständig, echten Wert hat und nicht einfach nur Geld kostet. Ewas, das Menschen schaffen, weil sie es zutiefst lieben und teilen möchten. Da kommen mir schon Stücke aus einer Glasbläserei in Nordjütland in den Sinn, oder Getöpfertes aus Frankreich.

Ich mag mich umgeben mit Dingen, aus denen die schöpferische Kraft spricht.





Es ist ein dauerndes Reflektieren und ich versuche, mir selber immer wieder Spiegel zu sein.

Es hört sich mitunter alles ganz einfach und selbstverständlich an, aber ich wäre mir selber nicht ehrlich, wenn ich sage, es war und ist leicht.

Es ist unendlich viel Arbeit, da wir einen Großteil selber machen, es ist unendlich viel Verständnis nötig, wenn fünf Erwachsene auf engem Raum leben, wenn auch nur temporär, es ist viel Geduld nötig, wenn die Handwerker Termine nicht einhalten und es ist ein fürsorgliches Haushalten mit den eigenen Kräften unabdingbar.


Ich habe mir dazwischen Auszeiten geschenkt an zauberhaften Plätzen am See.


Hier in der Stille gelingt es mir, die großen Veränderungen gut zu verarbeiten und zu integrieren.



Nun gilt es, die letzten Tage dieses beeindruckenden Jahres zu zelebrieren, so gut es geht in der Stille, weg vom aufgeregten Lärm um Black Fridays und Weihnachtsgedöns.

Mag jeder, der meint, es geht nicht ohne, diese Verrücktheiten mitmachen, ich für meinen Teil glaube, dass ein großes Korrektiv dem ganzen Treiben ein Ende setzen wird. Ob schnell oder langsam und in welcher Form, wird sich noch zeigen. Wenn ich höre, dass hier in unserem kleinen Bundesland eine weitere große Psychoklinik eingerichtet wird, ist klar, dass viele nicht mehr nicht wollen, sondern nicht mehr können.



Einen wundervollen Advent für alle und die Fähigkeit der Besinnung auf das, was Wert hat, jenseits des Greifbaren.













Dienstag, 18. Juni 2019



Alles gut




Marina Bregenz Ende Mai

Kurz hier auf meinem Blog gewesen und gesehen, dass mein Header immer noch ein Winterbild ziert.

Beim Ändern dachte ich mir, ein paar Zeilen hinterlasse ich nun doch, es ist ja gefühlt eine halbe Ewigkeit her, dass ich mich hier blicken ließ, nichts geschrieben, keine Blogs besucht habe. Blogpause nennt man das glaube ich.

Unfassbar viel ist seit Februar in die Gänge gekommen, tolle Projekte, die meinen Kopf komplett ausfüllen und unzählige damit verbundene Aufgaben, die meine Zeit völlig absorbieren.

Das Bild im Header stammt von März und nein, ich habe mich nicht in Irland niedergelassen, es ist in der Bretagne, und ja, ich könnte es da gut sehr sehr lange aushalten.

Mehr dazu und alles weitere etwas später.

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Mit diesen Seebildern sage ich mal tschüss bis - ich denke - bald.



Genießt den Sommer, wo immer ihr seid, was immer ihr tut,
die Zeit ist kostbar. Es macht keinen Sinn, sie mit Kleinkram zu füllen.







Dienstag, 5. Februar 2019





STURMFREI




du meine Güte, wer und was rennt so schnell, und vor allem, wohin. 

Ist doch schon unfassbar Februar, wo ich den Jänner gefühlt noch gar nicht richtig erlebt habe, im Plan gleich zu Beginn einen Rück- und Ausblickspost schreiben, so viele Worte wollten in die Welt, dann waren wieder andere Dinge vordergründig und so vergingen die Tage und damit auch die kreative Lust.

Von rennen, geschweige denn fahren, war im Jänner oft nicht die Rede, wir hatten hier bis zu 60 cm Schnee und das nicht mal richtig am Berg. Wir wohnen ca. 450 m hoch.
Doch die Strasse hat so ihre Tücken, glücklicherweise schaffen es bis zu unserer Einfahrt die meisten noch, danach ist für viele Autos Schluss.
Da stehen sie dann quer, kommen nicht mehr vor und zurück und müssen warten, bis die Schneeräumung da war.
Dramen haben sich vor unseren Fenstern hier schon abgespielt.






Endlich mal ein richtiger Winter, so wie ich ihn aus meinen Kinder- und Jugendtagen kenne.

Ich liebe das, wobei es in den Bergen schon auch bedrohlich werden kann. Aber, wenn man mit den älteren Menschen spricht, sind sie meist entspannt, weil es auch für sie nichts  Neues ist, tagelang eingeschneit zu sein.




Aber die Menschen heute mögen Katastrophenmeldungen und Drama. Alles wird zu einem großen Problem aufgebauscht, wo eigentlich keines ist. Außer, dass die Wintertouristen nicht nach Hause fahren können.
Ist ja vielleicht nicht immer die schlechteste Variante, ein paar zusätzliche freie Tage.




Der Blick von oben ist etwas Besonderes, er schafft mir immer Distanz zu der Welt da unten, alles ist leichter, freier und ruhiger. Ich verstehe mittlerweile die Menschen, denen die Berge eine unerschöpfliche Kraftquelle sind, halt ganz anders als das Meer, aber ebenso stark.








Mitte Jänner hat unsere Nachbarin geheiratet - unsere Tochter war Trauzeugin - und mein Mann und ich glücklicherweise auch eingeladen.

Eine Winterhochzeit ist sehr speziell, aber auch speziell schön, vor allem, wenn sie hoch oben auf den Bergen in einer kleinen Bergkirche stattfindet, bei minus 10 Grad und Wind.

Alle dick eingepackt, inclusive Braut, die unter ihrem selbst genähten Brautkleid Schiunterwäsche trug, aber es war sehr malerisch.

Glühwein statt Prosecco hat schon was bei einer Hochzeit.




Die Bilder sind übrigens vom Bus aus entstanden, deshalb gibt es komische Spiegelungen, doch der Eindruck von der tief verschneiten Landschaft ist schon atemberaubend.


Gargellen ist ein kleines Bergdorf in 1.500 m Seehöhe, urkundlich erstmals 1411 erwähnt. Schon lange zuvor war das Gargellental aufgrund eines Saumpfades über das Schlappiner Joch verkehrstechnisch von Bedeutung.

1615 wurde die Kirche erbaut und seit 1844 leben auch ganzjährig Menschen da.




So schön es auch ist, aber mehr als ein paar Tage möchte ich hier nicht leben, geschweige denn, mir vorstellen, wie das Leben vor ein paar hundert Jahren mühsam gewesen sein muss und wie bedrohlich.






Wenn ich meine Ausblicke zu Hause und die vielfältigen und oft spektakulären Stimmungen sehe, bin ich sehr sehr glücklich, vom Leben an diesen Ort geschickt worden zu sein.





Immer wieder höre ich, wenn Menschen unsere Aussicht bewundern, dass es so schön ist, aber auch alltäglich wird, wenn man es dauernd hat.

Also das mag für viele so stimmen, auf mich trifft es keineswegs zu.

Oft lasse ich alles liegen und stehen, schnappe die Kamera, oder zumindest das Handy, und fotografiere das, was mich im Moment fasziniert, und das ist beinahe täglich irgendwas, außer es ist von morgens bis abends grau in grau.

Es ist nach einigen Jahrzehnten immer noch nicht selbstverständlich für mich und ich kann mich an den vielfältigen Stimmungen freuen wie ein Kind.





Selbst die morgendliche Fahrt auf den Berg mache ich immer öfters,  ein wenig noch innehalten, bevor der Tag richtig loslegt mit dem Alltagskram.








Der Februar hat ganz nach meinem Geschmack gestartet. Ich mag es, wenn der Schnee unter den Schritten knirscht, weil der Morgen mit Minusgraden beginnt, wenn der Horizont die Pastellfarben auspackt, der Schnee das Blau des Himmels speichert, wenn selbst die Seevögel still sind und alles ein wenig den Atem anhält, um dem Lautlosen zu huldigen.



Ah ja, es gibt ja noch den seltsamen Titel - sturmfrei.

Es ist das dritte Jahr, in dem mich ein Wort begleitet, von dem ich mich in den ersten Tagen des Jahres finden lasse.

2017 war es Widerstandslosigkeit, 
2018 Neufundland und
2019..........

STURMFREI

Es war nicht in den ersten Januartagen da, sondern bereits in der Rauhnachtszeit. 
Und ehrlich, ich habe etwas gehadert damit und wollte es eigentlich gar nicht annehmen.

Ich liebe Sturm, daher wusste ich erst nicht besonders viel anzufangen damit. Aber es hat sich dermassen aufgedrängt, dass ich mich damit befassen musste und ich mich mit ihm arrangieren konnte.

Sturmfrei muss nicht Windstille bedeuten, sondern ist der liebste Zustand aller Teenager. 
Es bedeutet Freiheit, schwerelos sein, Lebenslust pur, vielleicht auch mal verbotenes wagen, auf alle Fälle über die Grenzen gehen. So gefällt mir das.

Es kann aber auch einfach sturmfrei heißen. 2018 war ein sehr stürmisches Jahr, viele Höhen, viele Durststrecken und Tiefen. Alles hat mich weiter gebracht, aber nun darf es auch etwas ruhiger und konstanter werden.

Sturmfrei kann auch heißen, sich treiben lassen, ohne Disziplin im Gepäck.




Sehr ambivalent also, aber wenn ich sturmfrei mit allen Qualitäten nutze, die es beinhaltet, kann es richtig richtig gut werden.

Und ich freue mich drauf.








Sonntag, 16. Dezember 2018




TIEFSTE NACHT - HÖCHTES LICHT


Noch ein paar Tage sind es, bis der tiefste Punkt des Jahres erreicht ist, und ich sage nicht wie viele, glücklicherweise. 

Denn ich mag das auskosten und leben, es führt auch ins Innere, da wo die Schätze verborgen sind wie hinter verschlossenen Türen.




Ich will auch nichts beschleunigen, es ist alles schon schnell genug.

Die Fragen im Kopf und meine Ungeduld lieben es nicht, meine Muße, aber da will ich Chef sein, will nicht mehr meinem inneren Drängen nachgeben, sondern warten, bis sich Türen öffnen.

Alles hat seine Zeit und diese Zeit lädt zum Warten ein
und hin und wieder zum Sitzen, wenn die Füsse rennen wollen. 



Ich schlendere gerne durch die stillen Straßen, wo die leuchtenden Häuser einladen, anzukommen.

Ja, auch ankommen lehrt diese Zeit, es reicht, ein kuscheliges Polster, ein wärmendes Feuer, es sind die elementaren Dinge des Lebens, die jetzt so offenbar sind wie sonst nie.

Ein Zuhause haben, wissen, wo die eigenen Wurzeln genährt werden, wo Herzenswärme die Seelen glücklich macht, wo selbst die dunkelste Nacht keine Macht hat, weil das innere Licht stärker ist als alles andere.




Türme - Wahrzeichen einer Stadt eines Landes.
Welches Wahrzeichen hat mein inneres Land, ich glaube, dem mag ich mal auf die Spur gehen und vielleicht sind genau diese Tage dazu geeignet, es zu finden.




Es ist den Menschen so viel abhanden gekommen von den Zaubern, die das Leben schenkt.

Irgendwie scheint es, dass die Sehnsucht danach gerade jetzt am größten ist, verzaubert sind die Strassen und Gassen, 
als ob darin Märchen lebendig werden,




als ob der Polarexpress hier Station hat,
als ob der Weihnachtsmann seine Päckchen versteckt,
als ob traurige Menschen glücklich werden und
Kindern ihr Lachen wieder geschenkt wird.




Die Sterne funkeln immer,
aber in diesen Tagen dürfen wir unseren inneren Stern finden und entzünden.