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Freitag, 23. Februar 2018




VON
NEUFUNDLAND
NEUEN LEBENSMODELLEN
UND NEUEN
PLÄNEN



Es ist kein leichter Februar, zumindest ist das meine Wahrnehmung.
Aber er behauptet ja auch nicht, es sein zu müssen.

Februar ist ein dunkler Geselle, einer, der die Tiefe in mir auslotet, einer der meine Verwurzelung prüft, einer, der die wilden Wolkenreiter über die Himmel jagt, einer der nicht erkennen lässt, wohin die Reise geht, einer, der erst die Weichen stellt, einer der noch nicht das Licht feiert, einer der noch abverlangt, mich zu leeren und einer, der mich lehrt, das Grau zu lieben.

Es gibt noch keine Farbe und es gibt noch keine Blüten, aber wer will das schon aushalten. Zumindest erkenne ich, dass es die Menschen nicht aushalten wollen, wenn ich die vollen Blumenläden sehe und die österliche Deko.




Ich halte es gut aus, ich bin noch mittendrin in der undurchdringlichen Stille, doch ich will es nicht aushalten, die Menschen zu erleben, die permanent dem Lebensfluss davonlaufen, mit ihren Sehnsüchten, mit ihrer Ungeduld, mit ihrer Unfähigkeit, das anzunehmen was ist, mit ihrer Projektion in die Zukunft. 

Ständig auf Achse, obwohl alles da draußen auf der Bremse steht. 




Zu Beginn des Jahres habe ich mein Thema für die nächsten Monate gefunden oder es ist mir zugefallen. Mein Neufundland hat mir schon unbeschreibliche Momente beschert und neue Spuren in mein Leben gebracht.

Schon seit über zwei Jahren denken wir über eine Veränderung unseres Hauses nach, das in seiner größten Ausprägung geheißen hat: aus einem Haus mach vier Wohnungen. Unsere Kinder wollen bleiben und das wäre unser Modell gewesen, für alle einen Wohnraum zu schaffen.

Nach unendlich vielen Gedankenspielereien, die dazu geführt haben, dass mein Mann und ich schon seit einem Jahr mit unserer großen Tochter und ihrem Freund in einer WG-Partnerschaft wohnen (wir teilen Küche und Bad), haben wir uns nun entschlossen, unser Haus komplett unseren Kindern zu überlassen, die nun ihrerseits eine WG gründen, und wir ein kleines reduziertes Haus bauen werden, auch auf unserem Grundstück.




Es ist vielleicht für viele nicht vorstellbar, auf engem oder besser gesagt, nahem Raum, mit den Kindern und deren Partnern zu leben, aber es ist für uns ein machbares Modell, das uns gegenseitigen Respekt, großzügiges Verständnis und ein ständiges Ausloten der eigenen Grenzen abverlangt und dadurch viel Entwicklungspotential bietet.

Ich glaube, es wird in Zukunft immer wichtiger werden, neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln, die herkömmlichen Modelle haben - eher früher als später -  ausgedient, sind nicht mehr zeitgemäß und nicht nachhaltig.




Wir haben uns auf den Februar eingelassen, er hat unsere Wurzeln genährt, sie haben sich verzweigen können und er hat uns gelehrt, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt, aber Entscheidungen gefällt werden müssen, um dem Weiterwachsen eine Chance zu bieten.




Wir sind gemeinsam als Paar, als Familie, durch lange, tiefe, nach Lösung suchende Prozesse gegangen, bis wir zu dieser absoluten Klarheit gekommen sind, die uns nun in etwas Neues starten lässt. 

Es wird ein Projekt werden, das möglicherweise  Nachahmpotential hat und Vorbild sein kann, weil wir unsere Ressourcen schonen und nutzen, weil wir uns als Paar auf ein Minimum reduzieren und wir die schöpferische Kraft der Familie gemeinsam leben können.




Es geht kein Same auf, wenn er nicht auf fruchtbaren Boden fällt, es reift keine Blüte heran, wenn die Wurzeln nicht genährt sind und es gibt keine Ernte, wenn der Keim nicht gepflegt wird.


Wir entfalten uns nicht, wenn wir die Vorstellungen, wie etwas zu sein hat, nicht über Bord werfen und wir verdorren, wenn es uns nicht gelingt, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben.

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Lasst Euch mit den Qualitäten, die uns der Februar schenkt, fluten und der Frühling wird bunter und strahlender sein, als wir es uns vorstellen können.














12 Kommentare:

  1. Liebe Veronika,
    ich kann Dir nicht genau sagen WESWEGEN, aber ich habe gerade geweint, als ich deinen Post gelesen und die Bilder angesehen habe. Irgend etwas hast Du heute sehr tief bei mir berührt - vielleicht deine Gedanken und mein Verstehen - ein Einklang. Für mich ist der Februar auch noch eine Zeit der Ruhe und einer Art Reinigung im Innen wie im Außen.

    *Gutes Nächtle* *schöne Träume* *schlaf schön*
    Lill ♥

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    1. Weißt Du, oft denke ich über den Sinn meines Bloggens nach (na ja manchmal trifft es eher). Es ist natürlich ein wundervolles Lebensreisetagebuch, halt in einer neuen Form und ich kann daran meine Schritte, die ich gegangen bin, erkennen und ich kann wahrnehmen, wie ich mich verändere und was in mir anders ist als noch vor geraumer Zeit.

      Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch, bringt es auch einen Samen in die Welt, der in irgendeiner Form aufgeht.

      Wenn ich Deine Zeilen lese, dann weiß ich, dass es das tut. Tränen sind immer Reinigung, es bricht eine Kruste auf und sei sie noch so klein. Aber bei den unzähligen Krusten, die im Laufe unserer Geschichte entstanden sind, zählt jede einzelne, die nicht mehr bleibt.

      Ich danke Dir sehr für Deine Zeilen.

      Ein letztes Februarwochenende des Ruhens und der Einkehr wünsche ich Dir von Herzen.

      Veronika

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  2. Liebe Veronika,
    fühlen-nach fühlen, spüren sich in all den Worten und deine Bilder die Gefühlssprache erleben beim Anblick.
    O ja der Februar war für mich immer mit grossen Leid verbunden doch es hat sich verändert bin ich der neue Samen der immer mehr aufgeht und sieht viel mehr und will mehr. Neuanfang, die Kapselsprengen und die Zeit sich zu nehmen wann es so weit ist um zu blühen an zu fangen das erinnert mich daran bei mir.
    Dir wünsche ich die Kraft dir zu nehmen vom innerlichen Kern um das ausszusäen was ein Neubeginn für dich und euch soll werden.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
    Lieben Gruss Elke

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    1. Liebe Elke,

      ein schönes Bild - das mit der Kapsel und so.
      Wundervoll, wenn etwas Leidvolles sich wandeln darf und kann, so wie bei dir mit dem Februar. Die Samen wollen immer aufgehen, die Kapseln wollen sprengen, die Blüte will Vollendung werden und das Leben will immer siegen.
      Da ist es gut, wir stehen dem nicht im Weg.

      Dir auch ein schönes Wochenende.
      Herzliche Grüße
      Veronika

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  3. Ich bin... völlig dahin und futsch. Veronika, was für grandiose Nachrichten!
    Aber der Reihe nach - das, was Du da alles (da stecken tausend Bilder drin) über den Februar schreibst, ist zum Niederknien. Wir sehen es beinahe gleich, nur dass Du die Worte findest, die ins Ziel treffen - meine schwirren immer ein wenig umständlich herum, bis sie so einigermaßen einkreisen, was ich sagen will. Du hebst das Eigentliche hervor und es TUT SO GUT, bei Dir zu lesen. Die Verwebungen mit den Februarbildern tut ein Übrigens, mich zu finden bei Dir. Und dann der absolute Oberhammer, dieses wundervolle Projekt, was für eine fantastische Lösung!!! Gegenseitige Entwicklungsanstöße durch auch mal sicherlich kleine Reibereien, doch genug Rückzugsmöglickeit, gegenseitige Hilfe, FETTE Wurzeln, sage ich da nur, hihi, da könnt ihr eure Seele nähren, meine Güte!
    Ach, ich FREU mich so für Dich!!! Ich muss noch durch ein heftiges Tal, bevor auch ich mich dem Frühling neu geboren hingeben kann. Mein Lebensbuch war immer schon dramatisch und irgendwie hat der Schreiberling da immer noch was draufgesetzt. Doch ich bin gestärkt an den Wurzeln, das habe ich gut gemacht :))
    Und dann geht es schöner weiter als je zuvor - noch bewusster. Und Menschen wie Du stärken andere - Danke hierfür, und dafür, dass Du so teilst - einen ganz lieben Drücker von Deiner Méa :))

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    1. Ich liebe das, wenn Du hin und futsch bist - halt nicht wörtlich gell!!! Aber wenn Du das schreibst, dann weiß ich, dass ich meine Worte richtig gesetzt habe und das ausdrücken konnte, um was es mir ging.
      Ja ich bin kurz und knackig in der Formulierung und bewundere Dich dafür, dass Du so schön mäandern kannst.
      Ja das Projekt freut uns mega und ich hoffe nur sehr, dass es auch bei der Bank dann durchgeht. Aber wir leben schon so intensiv darin, dass es überhaupt keinen Gegenwind zulässt.

      Starken Seelen schreibt das Leben immer heftige Geschichten, die Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Doch nur sie können sie bewältigen und daran wachsen. Umso wichtiger ist die Basis, ein großer Baum braucht auch seine tiefen Wurzeln.

      Ein wenig haben wir noch Zeit für die Wurzelpflege und das Innehalten. In der Eiseskälte merkt man förmlich, wie das ganze Rad einfriert. Gut so.

      Und dann in der Tauzeit kommt unsere Stärke ans Tageslicht. Die braucht die Welt auch ganz dringen.

      Ich drück Dich Deine Veronika

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  4. Ich werde es auch nie verstehen warum die Menschen (oder zumindest viele davon!) immer danach lechzen, was sie eben grade NICHT haben können! Anstatt das Schöne zu sehen in dem, was gerade ist, die Zeit zu geniessen und sie sich so angenehm wie möglich zu machen......
    Der Februar ist mir ein guter Freund, und dass es jetzt so richtig knackkalt geworden ist, das freut mich wirklich. Ich mag auch sein Grau und seine Unwirtlichkeit, denn sie hat ihren guten Grund. Wenn wilde Wolken über den Himmel jagen, der Wind an den Haaren zerrt und die Ponys in wildem Galopp über die eisigen Weiden sausen- ja, dann geht mir so recht das Herz auf!
    Eure Lösung für die Wohnsituation finde ich ganz wunderbar! Und ich bin wirklich gespannt, wie ihr das realisieren werdet. Klein und minimalsitisch? Das hört sich soooo spannend an! Und erinnert mich an einen ganz grossen Lebenswunsch meinerseits, den ich weiterhin hege und pflege und von dem ich hoffe, dass er sich erfüllen wird: An das Leben in einem hölzernen Wohnwagen nämlich.
    Ich wünsche dir einen gemütlichen und wohligen Sonntag!
    Hummelzherzensgrüsse!

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    1. Liebe Frau Hummel,

      ich konnte schon immer gut mit den Jahreszeiten gehen, darum fällt es mir auch besonders auf, wie viele es nicht können. Ist doch unfassbar. Ich weiß auch nicht, was in den Menschen vor sich geht, vielleicht ist es die Grundunzufriedenheit mit dem Leben an sich und dann müssen halt alle äußeren Rahmenbedingungen herhalten. Es ist immer irgendwer schuld.

      Ja mir geht auch das Herz in dieser Zeit auf. So ganz befreundet (hab Waffenstillstand mit ihm gehabt, hihihih) war ich nicht immer mit dem Februar, aber mit dem Alter (hat einfach was) wird es immer besser und ich lerne seine Qualitäten lieben. So sehr, dass wir sogar für den Februar 2019 andenken, eine Reise nach Lappland zu machen. Das ist erst eine wahre Pracht. Eine Freundin war gerade da oben.

      Also der Wohnwagen ist auch schon lange eine Wunschvorstellung von uns - der kommt dann, wenn wir richtig alt sind Dazwischen gibt es noch den Schritt von im Moment 250 qm auf knapp 100. Es muss ja auch noch die Praxis meines Mannes mit hinein. Aber reduziert wird definitiv auch die Einrichtung. Und ganz anders als der Mainstream. Gibt dann ganz bestimmt auch Fotos.

      Dann genießen wir noch den knackigen Februartag morgen und unsere gestärkten Wurzeln.

      Herzensgrüße vom Bodensee Veronika

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  5. Liebe Veronika,
    ich danke Dir sehr für diesen so nachdenkenswerten Post. Du hast einige Dinge angesprochen, die nicht selbstverständlich, aber sehr bemerkens- und nachahmenswert sind. Ich werde ich gleich noch einmal lesen...
    Hab ein wundervolles Osterfest und alles Liebe Euch ALLEN!
    Heidi

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    1. Liebe Heidi,

      ich danke Dir sehr für Deinen Besuch und Deinen Kommi. Das Osterfest ist schon vorbei, der Frühling erobert das Land und es ist immer noch Neufundland bei mir.

      Ganz liebe Grüße
      Veronika

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  6. toll geschrieben und gut durchdacht mit wundervollen Bildern die sehnsüchte nach Weite und Frieden hervorrufen, auch nach Zusammenhalt der so vielen in unserer heutigen zeit fehlt weil wir uns noch in so vielen alten Strukturen bewegen.
    Ein schöner Post mit Inhalten die nachdenklich machen, uns zum denken bewegen, ja - es bewegt mich sehr Wie und was du schreibst...
    herzlichst Angelface

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    1. Liebe Angelface,

      ein herzliches Danke für Deinen Kommi bei mir. Es ist schön, wenn das, was ich denke, tue, schreibe..... einen Nährboden findet und bewegt.
      Weite und Frieden, das fehlt an allen Ecken und Enden, aber es ist vielleicht auch gut so, denn erst mit dem Wunsch und dem Willen, das zu erreichen, wird sich vieles verändern können.

      Herzensgrüße zurück
      Veronika

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